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Es nicht schoen, Hongkong zu verlassen, schon gar nocht um 6 Uhr morgens, aber nun. Ich gehe das letzte mal, zumindest als Anwohner, durch das "Festival Walk" Einkaukszentrum, deren Laeden noch geschlossen haben und in dem alles fuer den kommenden Tag auf Hochglanz gebracht worden ist. Hinter dem "Festival Walk" befindet ist die S-Bahn Station der Linie nach Shenzhen, und ich nehme den naechsten Zug.

Den eigentlichen Abschied von Hong Kong, einer der zweifellos grossartigsten Staedte der Welt, hatte ich schon in der Woche vor meiner Abreise genommen, und die S-Bahnfahrt nach Shenzhen ist nun fast nur mehr der letzte Akt, das koerperliche Entfernen aus Hong Kong. Trotzdem geraet die Fahrt ein wenig melancholisch, zumal gerade ueber dem Tai O Shan-Berg die Sonne aufgeht, und alle ausser mir in der S-Bahn zu schlafen scheinen. So vergehen 30 Minuten bis zur Grenze. Abschied ist, um die oft gebrauchte Redensart noch ein weiteres mal zu gebrauchen, eben wie ein bisschen sterben, meine Guete, ja.

Jenseits der Grenze kann jedoch von Sterben keine Rede sein: jeder Besucher, so auch ich, wird beim Verlassen der chinesischen Grenzstation schlagartig mit der "market economy with chinese characteristics" konfrontiert, die allerhoechste Aufmerksamkeit erfordert. Die Grenze zwischen Hong Kong und Shenzhen ist die Grenze zwischen zwei Welten: auf der einen Seite ist das westliche, saubere, ultramoderne, verstaendliche, perfekt funktionierende Hong Kong, und auf der anderen Seite eben ein nur schwer durchschaubares, der griechisch-okzidentalen Auspraegung von Logik nur bedingt unterworfenes System aus Betonstaedten, Esstaenden, Volkswagen-Santanas, Handygeklingel und vielen, vielen Menschen, die fast alle gerne in den naechsten zehn Jahren so richtig reich werden wollen.

Auf dem Weg zum Bahnhof Shenzhen liegt rechts das beruechtigte Luo Wu Shopping Center, das vermutlich von der Polizei betrieben wird und in dem man eine hervorragend verarbeitete "Lange & Soehne" fuer zehn Dollar bekommt, oder eine Rundumausstattung von Microsoft-Programmen fuer fuenf Dollar. Die meisten Hong Konger sind niemals ueber das Shopping-Center hinausgekommen, ausser sie betreiben Geschaefte oder Fabriken in Shenzhen. Shenzhen ist innerhalb von 20 Jahren von 15 Tausend auf sieben Millionen Einwohner gewachsen, von denen sich mindestens die Haelfte illegal in der Stadt aufhaelt. Kein allzu einladender Ort, vor allem um sieben Uhr morgens. Ich nehme den naechsten Expresszug nach Guangzhou.
 

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