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Auf dem Busbahnhof in Chongqing wirbt die Busfirma mit dem Slogan "Come with happiness, return with satisfaction". Die Busfahrt nach Chengdu jedenfalls dauert nur knapp vier Stunden und fuehrt durch die flache und dichtbesiedelte Provinz Sichuan, die vom Busfenster aus betrachtet nicht besonders exotisch aussieht. Bei Einbruch der Dunkelheit erreichen wir Chengdu, die Provinzhauptstadt.

Chengdu ist etwas kleiner als Chongqing, und wirkt darueber hinaus nicht monstroes, sondern ruhiger und zurueckhaltender. Der Hauptplatz von Chengdu wird von einer etwa zehn Meter hohen, weissen Mao-Satue ueberragt, die mit einem guetigen Laecheln ueber den Platz winkt. Eingerahmt ist das ganze von entsprechend roten Blumen.

Die vergangenen Tage waren extrem anstrengend, und ich kann mir noch immer nicht vorstellen, wirklich auf der Reise nach Berlin zu sein. Nach laengeren Verhandlungen mit einem Taxifahrer und dem Wechsel von einem ausgebuchten Hotel in ein anderes brauche ich jetzt auch Ruhe, sofort. Sie findet sich schliesslich in einem billigen Hotel namens "Hollie's Hostel", bei ein paar beers mit Dietmar, einem Deutschdozenten aus Jilin, und ein paar Englaendern, von denen der eine in Wirklichkeit aus Neubiberg kommt.

Am naechsten Tag treffe ich zufaellig Ryan, einen Bekannten aus Hong Kong, in der Lobby des Hotels. Wir hatten uns eigentlich im weiter noerdlich gelegenen Lanzhou treffen wollen. Ryan war als freelance-Photojournalist monatelang in Zentralasien und im Iran unterwegs, und ist voller Geschichten und Informationen, an denen er mich abends, ebenfalls bei ein paar beers, teilhaben laesst. Ein bisschen Hong Komg-Heimweh-Stimmung kommt auf, und wir sitzten in der Lobby, bis der alte Mann, der den Kuehlschrank bedient, auf seinem Stuhl eingeschlafen ist.

Vor meiner Abfahrt nach Lanzhou am Tag darauf gehe ich in den Park auf der anderen Strassenseite und finde unvermittelt das alte Chengdu: im Park befinden sich die beruehmten Sichuaner Teehaeuser, die ihrer Idee nach den alten europaeischen Kaffeehaeusern entsprechen. Unter Baeumen sitzten zumeist alte Maenner und spielen Mahjong, trinken Tee, lesen stundenlang Zeitung, debattieren, rauchen Pfeife, und strahlen alle eine Mischung aus Ruhe, Weisheit und Gediegenheit aus, die genau so ist, wie man sich das alte China immer vorstellt.
 

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