Der erste Bus zur tuerkischen Grenze faehrt nach Auskunft der Mitarbeiter des "Hotel Maschhad" bereits um 6 Uhr 30, und ich habe den Wecker auf halb sechs gestellt. Draussen ist es stockdunkel, und als ich um sechs Uhr hinunter in das Cafe gehe, das um diese Zeit oeffen soll, schlaeft der Kellner im Cafe auf zusammengeschobenen Holztischen. Auch die Strasse, eine Hauptverkehrsstrasse, ist wie ausgestorben. Nach einer Weile beginnt draussen der Muezzin in der Moschee nebenan zum Gebet zu rufen. Nach einer Weile wird mir klar, dass mein Wecker noch auf usbekischer Zeit laeuft, die der iranischen um eineinhalb Stunden voraus ist: in Wirklichkeit ist es erst fuenf Uhr - ein echter Reiseklassiker.
Mit drei kurdischen Studenten, die im "Maschhad" fruehstuecken, teile ich mir ein Taxi zum Busbahnhof zum Busterminal und verpasse den sechs Uhr dreissig nach Maku nur knapp. Wir mussten noch an ihrer Universitaet vorbei um jemanden abzuholen, aber so frueh am morgen ist das eigentlich egal. Es sind etwa dreihundert Kilometer bis zur tuerkischen Grenze, und ich werde Dogubayazit, das seinerseits nur knapp dreissig Kilometer von der Grenze entfernt in der Tuerkei liegt, auf jeden Fall erreichen. Nach zaehen Verhandlungen mit einem Taxifahrer nehme ich ein Sammeltaxi zur Grenze und zahle tatsaechlich nur den ortueblichen Preis, den mir die Leute im "Maschhad" verraten hatten. Wenn man lange unterwegs ist gewoehnt man sich an das Spiel, aber sympathischer werden die Taxifahrer dennoch nicht. Mit zwei ziemlich abgerissen aussehenden jungen Kurden vom Land, die dunkle Sonnenbrillen mit der Aufschrift "Police" tragen und riesige Mengen Gepaeck im Kofferraum verstaut haben, und einem iranischen Studenten fahren wir los. Der Fahrer faehrt wie ein Irrer, bereits nach einer gutem Stunde haben wir die Haelfte der Strecke hinter uns. Zum Glueck ist heute Freitag, und die Strasse ist nahezu leer. Die Strasse fuehrt durch das kurdische Hochland, das kahl und um diese Jahreszeit gelb-braun aussieht. Einmal ist auf dem Abhang eines Huegels mit weissen Steinen ein persischer Spruch gelegt, und am naechsten Huegel folgt die englische Uebersetzung, die "Down with USA" lautet.
Als die Schilder nur noch sechzig Kilometer bis zu dem iranischen Grenzort Bazargan anzeigen, wird nach einer Kurve der Berg Ararat sichtbar. Der Himmel ist wolkenlos, und der Ararat ragt weit ueber die Hochebene hinaus. Das obere Viertel ist schneebedeckt, und der Berg ist fast genau kegelfoermig, ein alter, erloschener Vulkan. Dank unseres Fahrers wird er rasch groesser, und gegen zehn erreichen wir Bazargan.
In Bazargan stauen sich vor allem tuerkische Lastwagen. Die letzten zwei Kilometer bis zum Grenzgebaeude gehe ich zu Fuss, etwa auf der Haelfte stoppt ein baertiger iranischer Polizist in seinem Privatauto und nimmt mich den letzten Kilometer mit. So ist das im Iran, sogar an so einem verkommen Grenzort wie Bazargan.
Direkt auf der Grenzlinie, die durch ein grosses Rolltor gekennzeichnet sind, treffe ich ein junges Schweizer Ehepaar auf Fahrraedern, die ebenfalls in die Tuerkei fahren. Sie sind mit dem Fahrrad aus Bangkok gekommen und seit November unterwegs.
Von Guerbulak, wie die Haeuseransammlung auf der tuerkischen Seite heisst, fahre ich in einem Kleinbus nach Dogubayazit. Der Chef des Busses erklaert mir auf deutsch, dass er Kurde ist und das der Bus gleich abfaehrt. Auch alle anderen Leute sind, wie er sagt, Kurden. Bereits nach drei Kilometern wird auch sichtbar, warum dies alle Kurden betonen: die Strasse wird halb durch einen tuerkischen Panzer versperrt, und ein junger Soldat kontrolliert die Ausweise meiner kurdischen Mitreisenden. Obwohl der junge Sodat sehr freundlich ist und Scherze macht, wird es still im Bus. Vor wenigen Jahren, als die PKK noch aktiv war, konnte es hier in der Gegend schnell gefaehrlich werden. Neben der Strasse stehen weitere gepanzerte Fahrzeuge, und die Soldaten tragen Schnellfeuergewehre ueber der Schulter. Ueber der Szenerie thront majestaetisch und friedlich der biblische Berg Ararat.
"Murat's Camping" befindet sich etwa drei Kilometer ausserhalb von Dogubayazit. Fuer einen laecherlich geringen Geldbetrag vermietet Murat auch einfache Zimmer in einem kleinen Gebaeude neben dem Restaurant. Der Blick ueber die Ebene ist, wie mir der Kanadier in Esfahan versprochen hatte, atemberaubend. Etwas ueberhalb des Campingplatzes klebt foermlich ein altes ottomanisches Schloss an einem felsigen Steilhang. Von hier aus kann man die Seidenstrasse in der Ebene uebersehen, und das Schloss ist aus den Wegezolleinahmen finanziert worden, die unten im Tal eingetrieben wurden. Dem Aussehen nach kann das Geschaeft frueher nicht allzu schlecht gelaufen sein, jetzt ist der Palast jedoch eine Ruine.
Die Saison ist zwar vorbei, aber dennoch ist Betrieb auf dem Campingplatz. Schnell zeigt sich, dass fast alle hier mindestens nach Indien unterwegs sind: ein junger Deutscher aus Thueringen und seine Freundin radeln nach Indien, ein aelteres Ehepaar aus Muenchen faehrt mit dem Camping-Bus nach Indien, ein junger deutscher Hippie aus Suedbaden und seine etwa dreissig Jahre aeltere Ehefrau fahren in einem alten Mercedes-Transporter ebenfalls nach Indien, so auch die jungen Franzosen mit ihren zwei kleinen Kindern. Ein Australier faehrt mit dem Motorrad von London nach Australien, die beiden Schweizer, die am naechsten Tag auf dem Campingplatz vorbeischauen, radeln von Thailand in die Schweiz, und ueberhaupt haben hier alle lange Reisen vor. Es ist sehr nett abends, es werden viele interessante Geschichten erzaehlt, und ab und zu kommen weitere Radreisende auf dem Weg nach Indien vorbei. Nur der Taxifahrer Mehmet laesst sich nicht blicken. Vielleicht, um jetzt einen gekuenstelten Schluss fuer diesen Eintrag zu finden, ist er ja auf dem Weg nach Indien, ha ha ha.
Mit drei kurdischen Studenten, die im "Maschhad" fruehstuecken, teile ich mir ein Taxi zum Busbahnhof zum Busterminal und verpasse den sechs Uhr dreissig nach Maku nur knapp. Wir mussten noch an ihrer Universitaet vorbei um jemanden abzuholen, aber so frueh am morgen ist das eigentlich egal. Es sind etwa dreihundert Kilometer bis zur tuerkischen Grenze, und ich werde Dogubayazit, das seinerseits nur knapp dreissig Kilometer von der Grenze entfernt in der Tuerkei liegt, auf jeden Fall erreichen. Nach zaehen Verhandlungen mit einem Taxifahrer nehme ich ein Sammeltaxi zur Grenze und zahle tatsaechlich nur den ortueblichen Preis, den mir die Leute im "Maschhad" verraten hatten. Wenn man lange unterwegs ist gewoehnt man sich an das Spiel, aber sympathischer werden die Taxifahrer dennoch nicht. Mit zwei ziemlich abgerissen aussehenden jungen Kurden vom Land, die dunkle Sonnenbrillen mit der Aufschrift "Police" tragen und riesige Mengen Gepaeck im Kofferraum verstaut haben, und einem iranischen Studenten fahren wir los. Der Fahrer faehrt wie ein Irrer, bereits nach einer gutem Stunde haben wir die Haelfte der Strecke hinter uns. Zum Glueck ist heute Freitag, und die Strasse ist nahezu leer. Die Strasse fuehrt durch das kurdische Hochland, das kahl und um diese Jahreszeit gelb-braun aussieht. Einmal ist auf dem Abhang eines Huegels mit weissen Steinen ein persischer Spruch gelegt, und am naechsten Huegel folgt die englische Uebersetzung, die "Down with USA" lautet.
Als die Schilder nur noch sechzig Kilometer bis zu dem iranischen Grenzort Bazargan anzeigen, wird nach einer Kurve der Berg Ararat sichtbar. Der Himmel ist wolkenlos, und der Ararat ragt weit ueber die Hochebene hinaus. Das obere Viertel ist schneebedeckt, und der Berg ist fast genau kegelfoermig, ein alter, erloschener Vulkan. Dank unseres Fahrers wird er rasch groesser, und gegen zehn erreichen wir Bazargan.
In Bazargan stauen sich vor allem tuerkische Lastwagen. Die letzten zwei Kilometer bis zum Grenzgebaeude gehe ich zu Fuss, etwa auf der Haelfte stoppt ein baertiger iranischer Polizist in seinem Privatauto und nimmt mich den letzten Kilometer mit. So ist das im Iran, sogar an so einem verkommen Grenzort wie Bazargan.
Direkt auf der Grenzlinie, die durch ein grosses Rolltor gekennzeichnet sind, treffe ich ein junges Schweizer Ehepaar auf Fahrraedern, die ebenfalls in die Tuerkei fahren. Sie sind mit dem Fahrrad aus Bangkok gekommen und seit November unterwegs.
Von Guerbulak, wie die Haeuseransammlung auf der tuerkischen Seite heisst, fahre ich in einem Kleinbus nach Dogubayazit. Der Chef des Busses erklaert mir auf deutsch, dass er Kurde ist und das der Bus gleich abfaehrt. Auch alle anderen Leute sind, wie er sagt, Kurden. Bereits nach drei Kilometern wird auch sichtbar, warum dies alle Kurden betonen: die Strasse wird halb durch einen tuerkischen Panzer versperrt, und ein junger Soldat kontrolliert die Ausweise meiner kurdischen Mitreisenden. Obwohl der junge Sodat sehr freundlich ist und Scherze macht, wird es still im Bus. Vor wenigen Jahren, als die PKK noch aktiv war, konnte es hier in der Gegend schnell gefaehrlich werden. Neben der Strasse stehen weitere gepanzerte Fahrzeuge, und die Soldaten tragen Schnellfeuergewehre ueber der Schulter. Ueber der Szenerie thront majestaetisch und friedlich der biblische Berg Ararat.
"Murat's Camping" befindet sich etwa drei Kilometer ausserhalb von Dogubayazit. Fuer einen laecherlich geringen Geldbetrag vermietet Murat auch einfache Zimmer in einem kleinen Gebaeude neben dem Restaurant. Der Blick ueber die Ebene ist, wie mir der Kanadier in Esfahan versprochen hatte, atemberaubend. Etwas ueberhalb des Campingplatzes klebt foermlich ein altes ottomanisches Schloss an einem felsigen Steilhang. Von hier aus kann man die Seidenstrasse in der Ebene uebersehen, und das Schloss ist aus den Wegezolleinahmen finanziert worden, die unten im Tal eingetrieben wurden. Dem Aussehen nach kann das Geschaeft frueher nicht allzu schlecht gelaufen sein, jetzt ist der Palast jedoch eine Ruine.
Die Saison ist zwar vorbei, aber dennoch ist Betrieb auf dem Campingplatz. Schnell zeigt sich, dass fast alle hier mindestens nach Indien unterwegs sind: ein junger Deutscher aus Thueringen und seine Freundin radeln nach Indien, ein aelteres Ehepaar aus Muenchen faehrt mit dem Camping-Bus nach Indien, ein junger deutscher Hippie aus Suedbaden und seine etwa dreissig Jahre aeltere Ehefrau fahren in einem alten Mercedes-Transporter ebenfalls nach Indien, so auch die jungen Franzosen mit ihren zwei kleinen Kindern. Ein Australier faehrt mit dem Motorrad von London nach Australien, die beiden Schweizer, die am naechsten Tag auf dem Campingplatz vorbeischauen, radeln von Thailand in die Schweiz, und ueberhaupt haben hier alle lange Reisen vor. Es ist sehr nett abends, es werden viele interessante Geschichten erzaehlt, und ab und zu kommen weitere Radreisende auf dem Weg nach Indien vorbei. Nur der Taxifahrer Mehmet laesst sich nicht blicken. Vielleicht, um jetzt einen gekuenstelten Schluss fuer diesen Eintrag zu finden, ist er ja auf dem Weg nach Indien, ha ha ha.
kowloonkreuzberg - am Sonntag, 19. Oktober 2003, 00:09
ZweiterBlick meinte am 19. Okt, 14:45:
1975 = 2003
hat sich ja nicht viel geändert ;=)ich war 1974 und 1975 in der Türkei, Iran und Afghanistan unterwegs und die Eindrücke aus dem Iran und Dogubayazit.... ja, so war es damals auch, sehr beeindruckend, wunderbare Landschaften, wunderbares Isfahan, Shiras, Yazd....
schön, daß der Zauber noch wirkt!
Connie