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Esfahan ist, so sagt man, die sehenswerteste Stadt im Iran, die Stadt, die man auf keinen Fall verpassen darf. Wenn man nicht in Esfahan war, dann war man auch nicht im Iran. Das hatte mir auch Nils versichert. Esfahan ist leicht von Tehran aus zu erreichen und liegt etwa sechs Stunden mit dem Bus entfernt.

Jetzt, nach fast zwei Monaten, stellt sich bei mir eine Art Reisemuedigkeit ein. Eigentlich sollte ich noch nach Yazd fahren, aber Yazd liegt noch weiter suedlich als Esfahan, und meine Reise geht nicht nach Sueden, sondern nach Westen, nach Istanbul, und dann schliesslich nach Berlin. Vor allem deshalb habe ich ueberhaupt keine Lust, nach Yazd zu fahren, zumal dies eine weitere anstrengende Busfahrt bedeuten wuerde. So gesehen bin ich froh, dass ich ein Ziel habe. Mich zieht es nach Westen.

In dem raubkopierten "Lonely Planet Iran"-Reisefuehrer ist das "Amir Kabir"-Gasthaus als der Ort in Esfahan beschrieben, an dem man garantiert auf Backpacker stossen wuerde, und genau danach ist mir jetzt der Sinn. Die wenigen Backpacker im Iran sind ohnehin nicht von der anstrengenden Variante, die man auf Schritt und Tritt in Thailand trifft, sondern zumeist interessante Zeitgenossen. In der Lobby des Gasthauses klebt ein Aufkleber mit der Aufschrift "Universitaetsstadt Goettingen", und ich esse mit Andreas, einem Schweizer, in einem benachbarten Restaurant zu abend. Er ist vor einigen Jahren im Jemen unterwegs gewesen, und seine Erzaehlungen von dort beschreiben eine faszinierende und mittelalterliche, wenngleich auch etwas unheimliche arabische Welt.

Spaeter gehen wir in ein Teehaus auf dem Dach eines der Haeuser am Emam-Khomeini-Platz. Dieser Platz ist der vielleicht schoenste Platz im Orient, rechteckig und ganz mit Torboegen umgeben, in denen sich Geschaefte befinden. Am Suedende befindet sich eine sagenhaft schoene Moschee, die Emam-Moschee, und dann der Seite ist die kleinere, aber fast noch schoenere Sheikh Lotfollah-Moschee, die gegenueber des alten Palastes liegt. Der Platz ist rechteckig und harmonisch, und wie die Gaeste in dem Teehaus nicht ohne Stolz sagen, der zweitgroesste Platz der Welt, nach dem Tienanmen-Platz in Peking.

In Esfahan hole ich auch erstmals beim schreiben dieses Weblogs die Echtzeit ein: es ist jetzt Mittwoch, der 8. Oktober 2003, und ich bin, wie erwaehnt, in Esfahan. Hier ist es gerade vier Uhr nachmittags, das entspricht halb zwei deutscher Zeit: irgend wer im Iran hat beschlossen, dass der Iran der Greenwich-Time dreiEINHALB Stunden voraus ist. Ob das religioese Gruende hat, kann ich nicht sagen. Nachher fahre ich mit dem Nachtbus nach Tabriz im Nordosten Irans. Von dort will ich weiter in die Tuerkei, wo mir soeben ein aelterer, redseliger kanadischer Fahrradfahrer in dem Grenzort Dogubayazit eine Uebernachtung bei "Murat's Camping" dringend empfohlen hat. Von dort hat man offenbar einen atemberaubenden Ausblick auf den Berg Ararat. Ausserdem soll ich dort den Taxifahrer Mehmet herzlich von ihm gruessen, wenn ich ihn treffe. Vielleicht laedt Mehmet mich dann, so der Kanadier, auf ein "Efes"-Bier ein. Dann stellte heraus, dass der Betreiber des Hotels hier genau diesen Mehmet, den Taxifahrer aus Dogubayazit, ebenfalls kennt. Jedenfall werde ich versuchen, spaetestens am Mittwoch in Istanbul zu sein. Ob ich Mehmet dann getroffen habe, und was es mit Mehmet auf sich hat, werde ich dann von dort berichten.
 

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